les huguenots

Kiel, September 2016

« Auftakt nach Maß und gelungener Kraftakt – in Kiel wurde mit Giacomo Meyerbeers wuchtigen « Hugenotten » die neue Musiktheatersaison famos eingeläutet. (…) Der Regisseur Lukas Hemleb ist einen anderen Weg gegangen. Er erzählte die in Kiel auf knapp drei Stunden zusammengestrichene Liebes- und Herrschaftsgeschichte vor dem Hintergrund der blutigen « Bartholomäusnacht » von 1572 in historisierenden Bildern und wohltuend dicht an der eigentlichen Handlung. »
Opernglas

« Das Leitungsteam um Lukas Hemleb setzt auf eine die übergroße Geste der Grand opéra meidende, nur mit sparsamen Requisiten ausgestattete und umso mehr mit eindringlichen Lichteffekten im Hintergrund arbeitende Raumgestaltung. Dieser offene Raum dient als Labor-Plattform, um die Eigenarten und Qualität der nicht mehr allseits bekannten Musik Meyerbeers jenseits aller überdimensionierten, falsch verstandenen Gestik der Grand opéra zu hinterfragen. Die Sparsamkeit im Dekor fordert auch neben den schon anspruchsvollen Gesangspartien die Darstellungsfähigkeiten der Solisten und des Chores besonders heraus. »
Opernnetz

« Es ist ein drastisches Bild, mit dem Lukas Hemleb die Zuschauer seiner Kieler Inszenierung von Giacomo Meyerbeers „Les Huguenots“ entließ. Die Verfolgten torkeln herein, teils entblößt, brechen zusammen, werden vergewaltigt oder nach kurzer Prüfung, ob ein Rest Leben vorhanden ist, endgültig abgestochen. Leichen, auf einer Schlachtbank aufgereiht, werden hereingezurrt. Schließlich ist die Szene über und über mit blutigen Körpern bedeckt. Selbst Marguerite von Valois, Schwester des Königs Karl IX. und wie der um Aussöhnung zwischen den Glaubensfeinden bemüht, kann nur noch mit einem Schrei ihr Entsetzen über das Scheitern artikulieren. Das war veristische Drastik pur, die das Premierenpublikum offensichtlich verstörte. Nur zögerlich flammte Beifall auf. Die Frage, ob man nach solch einem Gemetzel applaudieren könne, schien zu hemmen. Doch das Bewusstsein, dass es ein großer Opernabend war, setzte sich schließlich durch. »
Unser Lübeck

« Am Ende ist die Bühne mit Leichenübersät. Regisseur Lukas Hemleb verdüstert und vervielfältigt das Grauen am Theater in Kiel. Die matt schimmernde Spiegelwand die bis dato die Bühne sängerfreundlich nach hinten abgeschlossen hatte, kippt in die Schräge und spiegelt den Bühnenboden, so dass quasi doppelt so viele Hiebe fallen, doppelt so viel Theaterblut fließt. (…) Die musikdramaturgisch von Meyerbeer raffiniert gebautenTableaus ausgeschmückt mit kräftezehrenden Arien und Ensembles entrollen peu à peu ein Panorama, darin all die pittoresken Gruppen der katholischen Höflinge nebst denen der hugenottischen Haudegen sowie die hübschen Hofdamen rundum Marguerite de Valois wie Puppen agieren. »
Frankfurter Allgemeine Zeitung

« In Kiel präsentiert der überwiegend in Frankreich arbeitende Regisseur Lukas Hemleb die fünf Akte als Folge historischer Tableaus (Bühne: Gianni Carluccio), in denen die wie von Altmeisterhand gemalten Figuren (Kostüme: Falk Bauer) lebendig werden: ob beim männerbündischen Bankett im Hause des Grafen Nevers, in der Hofszene in den Gärten der Königen oder bei der Blutkirmes des fünften Akts mit der Ermordung von Frauen und Kindern. Dabei wird auf beklemmende Weise sinn- und sinnenfällig, wie Meyerbeer mit den großen Chorszenen und ganz besonders mit der blasphemischen Verschwörung in den Abgrund eines Vernichtungsmechanismus blickte. Die Oper bietet in der Tat ein Stück Massenpsychologie. »
Opernwelt

Giacomo Meyerbeer
« Les Huguenots »
conductor: Daniel Carlberg
director: Lukas Hemleb
stage and light designer: Gianni Carluccio
costume designer: Falk Bauer
choreographer: Joanna O’Keeffe
Oper Kiel